Knapkiewicz & Fickert - Switzerland Residential Development Lokomotive Agnesstrasse, Winterthur 2006 |
The Zurich based architects Kaschka Knapkiewicz and Axel Fickert
completed their first major project with the "Lokomotive" residential
development in Winterthur. A total of 120 residential units were built
according to their design on the site of the former Swiss locomotive
factory. Like other industrial plants close to the city center in the
industrial city of Winterthur, this site of the Swiss locomotive
factory was abandoned at the end of the 1980s. After plans for
large-scale rebuilding of various industrial estates failed, the owners
of the land decided of a gradual renewal. Fortunately, the slowness of
the city's renewal process ensured that the identity of
deindustrialized sites could be preserved in various cases. The design
by Knapkiewicz & Fickert tries to preserve the traces of the past
as far as possible. The result is a narrative architecture, which
refers to familiar images and atmospheres, and is influenced by the
teachings of Miroslav Sik. The architects themselves speak of a process
of "scenic design". In the past decades, Knapkiewicz & Fickert have
provided various typological innovations in residential construction.
However, their projects were rarely implemented. In the Locomotive
Winterthur these typological innovations are combined with the
so-called new-old strategies. The architects were fascinated by the
monumentality of the existing buildings, the industrial atmosphere and
the various layers of informal annexes and conversions. Originally,
Knapkiewicz & Fickert intended to preserve all buildings, and to
incorporate the new apartments into the existing structure. This idea,
however, had to be abandoned because of the poor state of the
constructions and the inflexible structure. The increasing economic
pressure caused by the changing property developers had also
contributed to this. When the decision for new buildings had been
taken, a deep familiarity with the old halls had already developed, so
that the architects decided to resume the arrangement and atmosphere of
the previous ensemble. Many railway lines, cranes and sheds had to be
demolished, only the old foundry hall could be preserved. On both sides
of this long and narrow steel structure had been adjoining buildings
for the works in connection with the iron cast. These two buildings
were replaced with the new constructions referring to their
predecessors in terms of their dimensions and materiality. The new
buildings on the site have a different appearances. Some buildings show
facades made of apparent brickwork, others are plastered. The rough
plaster is structured by smooth, white ribbons, and evokes the image of
exposed concrete structures of the industrial purpose buildings. The
two-storey high, portal-like loggias in the lower section of the
buildings are of striking monumentality. The densly arranged
multi-storey building actually show no clear differentiation between
front and back. The design shows a refreshing variety of details. For
example, handrails, railings, fall arrestors, but also ventilation
grilles are different and are designed to meet specific requirements.
In doing so, improvised materials such as well-skobalite are also used.
The observer very quickly develops a familiarity with this
architecture. However, it is more likely to know the overall atmosphere
than the individual parts that contribute to the ensemble. The
architects designed no less than 25 different apartment types for this
project. They try to use the potential of the different locations, but
also to meet the respective challenges. In a refined way, as many of
the apartments as possible try to provide a far-reaching view farther
then the context of their own settlement. For example the large roof
terraces provide a view to the apartments inside the settlement.
However, the most important challenge were the residential units
embedded in the interior. In the case of these apartment types, an
inner center compensates for the restricted relation to the exterior.
Centrally arranged spaces of double height or living halls form this
inner center. The design of the dwellings shows some features of the
bourgeois dwelling, such as the inlaid diamond pattern of the
industrial parquet, the double-lined passageways, but also the generous
room heights.
Die Zürcher Architekten Kaschka Knapkiewicz und Axel Fickert haben mit der Wohnüberbauung „Lokomotive“ in Winterthur ihre erstes grösseres Projekt realisiert. Insgesamt 120 Wohneinheiten wurden nach deren Entwurf auf dem Areal der ehemaligen Schweizerischen Lokomotivenfabrik gebaut. Wie auch andere zentrumsnahe Produktionsflächen in der Industriestadt Winterthur, wurde dieses Grundstück der Schweizerischen Lokomotoiven Fabrik Ende der 1980er Jahre zur Brache. Nachdem Pläne für grossmasstäbliche Neubebauungen verschiedener Industrieareale scheiterten, entschieden sich die Eigentümer der Grundstücke für eine sukzessive Erneuerung. Glücklicherweise sorgte diese Langsamkeit des Stadtumbaus dafür, dass in verschiedenen Fälle die Identität der deindustrialisierten Orte bewahrt werden konnte. So versucht der Entwurf von Knapkiewicz & Fickert die Spuren Vergangenheit so weit wie möglich zu speichern. Entstanden ist eine narrative Architektur, welche sich auf bekannte Bilder und Atmosphären bezieht, und von der Lehre eines Miroslav Sik beeinflusst ist. Die Architekten selbst sprechen von einem Prozess des „szenischen entwerfens“. In den vergangenen Jahrzehnten hatten Knapkiewicz & Fickert im Wohnungsbau für verschiedene typologische Innovationen gesorgt. Allerdings wurden ihre Projekte nur selten umgesetzt. In der Lokomotive Winterthur werden diese typologischen Innovationen mit den sogenannten neualt Strategien verbunden. Die Architekten waren fasziniert von der Monumentalität der bestehenden Bauten, der industriellen Atmosphäre und den verschiedenen Schichten informeller An- und Umbauten. Ursprünglich beabsichtigten Knapkiewicz & Fickert alle Bauten zu erhalten, und die neuen Wohnungen in die Struktur einzuarbeiten. Diese Idee musste allerdings aufgrund der schlechten Bausubstanz und der inflexiblen Struktur aufgegeben werden. Der steigenden wirtschaftlichen Druck durch die wechselnden Bauträger hatte ebenso dazu beigetragen. Als der Entscheid für einen Neubau gefallen war, hatte sich bereits eine tiefe Vertrautheit mit den alten Hallen entwickelt, dass man sich entschied die Anordnung und Ausstrahlung wieder aufzunehmen. Viele Eisenbahntrassen, Kranbahnen und Schuppen mussten abgebrochen werden, lediglich die alte Giessereihalle konnte bewahrt werden. An beiden Längsseiten dieser langen und schmalen Stahlkonstruktion waren früher Bauten angeschlossen, welche die Arbeiten im Zusammenhang mit dem Eisenguss beherbergten. Diese beiden Gebäude wurden ersetzt, wobei die neuen Konstruktionen in ihren Abmessungen und Materialität sich auf die Vorgänger beziehen. Die Bauten auf dem Areal haben nach Aussen ein unterschiedliches Erscheinungsbild. Einige Bauten zeigen Fassaden aus Sichtbackstein, andere sind verputzt. Der rauhe Verputz wird dabei von glatten, weissen Bändern strukturiert, und evoziert das Bild von aussenliegendem und ausgefachtem Betontragwerk der industriellen Zweckbauten. Von auffallender Monumentalität sind die doppelgeschossigen, portalartigen Loggien in der Sockelpartie der Gebäude. Die dicht stehenden und mehrgeschossigen Gebäuderiegel zeigen keine eigentliche Vorder- und Rückseite. Der Entwurf zeigt eine erfrischende Vielfalt an Details. So sind zum Beispiel Handläufe, Geländer, Absturzsicherungen aber auch Lüftungsgitter unterschiedlich und situationsgerecht gestaltet. Dabei kommen auch improvisierte Materialien wie Well-Skobalit zur Anwendung. Der Betrachter entwickelt sehr rasch eine Vertrautheit mit der Architektur dieser Überbauung. Allerdings ist glaubt man eher die Gesamtatmosphäre zu kennen, als die einzelnen Teile, welche zu dem Ensemble beitragen. Nicht weniger als 25 unterschiedliche Wohnungstypen haben die Architekten für dieses Projekt entworfen. Diese versuchen das Potential der verschiedenen Lagen zu nutzen, aber auch den jeweiligen Herausforderungen gerecht zu werden. Auf raffinierte weise versuchen möglichst viele der Wohnungen einen Fernblick über den Kontext der eigenen Siedlung hinaus zu ermöglichen. So gewährleisten die grossen Dachterrassen auch den Wohnungen im inneren der Siedlung einen Blick nach aussen. Die grösste Herausforderung stellten aber die Wohneinheiten mittendrin dar. Bei diesen Wohnungstypen kompensiert eine innere Mitte den stark eingeschränkten Aussenbezug. Zentral angeordnete Luftträume oder Wohnhalle bilden diese innere Mitte. Die Ausgestaltung der Wohnungen zeigt einige Anleihen aus dem bürgerlichen Wohnen, so zum Beispiel das als Intarsie ausgebildeten Rautenmuster des Industrieparketts, die zweiflügligen Durchgangstüren aber auch die grosszügigen Raumhöhen. |