Otto Glaus - Konvikt (Boarding School) Chur
Otto Glaus - Switzerland
Konvikt
Arosastrasse 32 / Alte Schanfiggerstrasse, Chur
1963 - 1969





The Konvikt of the Bündner Kantonsschule was built in the years 1967-1969 by Otto Glaus. The contract for the building goes back to a successful competition proposal of the office Glaus & Lienhard from the years 1963/64. The striking exposed concrete construction is a dormitory for students from the more remote areas of the large canton Graubünden. At the time the building was finished, the Cantonal School accommodated students from a total of 150 valleys of Graubünden. The building was conceived for a steep terrain below the road to Arosa. Divided into three sections and staggered, the building merges into a coherent ensemble seen from a distance. By distinctive projections and recesses, the individual buildings are adapted to the terrain. The abridged dissolution of the building mass is the result of the steep slope and the requirement to build a maximum height of 2 1/2-storey. Thanks to the successful articulation into individual volumes, the large construction volume is not in competition with the nearby cathedral and bishopric. The slope allows an optimal orientation to the southwest. Access to the convict for deliveries and motorized traffic is made from the Arosa road at the level of the ninth floor. For pedestrians the building is accessible on the ground floor via the main entrance from the old Schanfiggerstrasse. The internal circulation is characterized by numerous staircases, which are supplemented by two elevators. Both elevator systems go to the sixth floor, which made the building wheelchair accessible according to the then standard. The convivial building can accommodate around 100 students in single and double rooms. In addition, the planning also envisoned a flat for the caretaker with family and spaces for the 12 employees. The students' rooms are located in the lower and middle wings of the building. The rearward corridor is partially illuminated by skylights and widens locally, articulating spatial niches for collective use. In each of the two residential tracts, on the top floor, there is a terrace apartment for a family of supervisors, which is responsible for the pupils in the respective wing. In this way, the students were grouped according to the architect's idea to a kind of extended family. The two groups each feature a sickroom, music rooms and a workshop. Noteworthy are the hall-like lounge and the dining room, which are recognizable on the exterior by the particular design of the window structure. The two dining rooms and the convivial kitchen are located in the top building wing. Above it are only the flat of the caretaker and other employees spaces. The large game room of the students with the roof terrace is located under the dining room. On this roof terrace a ball field of 12.0 x 24.0 meters as well as garden areas wer established. In contrast to the façade, which is uniformly kept in exposed concrete, different materials such as natural wood are used as wall cladding, clinker floors and coarse plastering.
The building is one of the iconic contemporary witnesses of Swiss post-war modernism and is considered a monument of national importance. Nevertheless, the building was not listed. In March 2016, an overall performance competition was announced due to the urgent need for refurbishment. The competition was won by a team with the architect Pablo Horváth and Implenia General Contracting. According to official statements of the government the competition proposal convinced by sensitive and respectful handling of the sophisticated building. The structural interventions were limited and minimized as much as possible. The exposed concrete surfaces should be cleaned and brightened according to a special procedure. Likewise, the intention was to preserve the materials of the interior. With thermal and acoustic measures, the building should be adapted to contemporary requirements. Despite the efforts of the team to preserve the building as much as possible, the Homeland Security and various professional associations soon came into opposition to the renovation project. While praising the careful handling of the exposed concrete façade and the internal circulation, the opponents were dissatisfied with the complete renovation of the residents' rooms and the replacement of windows and building services. According to the critics, the "living cells" of Otto Glaus would be transformed into characterless spaces without reference to the rest of the building. In this context, a consistent monument preservation attitude for the high-profile monument was asked for. In the opinion of the critics, the building should be protected and the conversion and refurbishment process should be accompanied by external specialists in accordance with an overall monument preservation concept.


Das Konvikt der Bündner Kantonsschule wurde in den Jahren 1967-1969 von Otto Glaus erbaut. Der Auftrag für das Gebäude geht auf einen erfolgreichen Wettbewerbsvorschlag des Büros Glaus & Lienhard aus den Jahren 1963/64 zurück. Bei dem markanten Sichtbetonbau handelt es sich um ein Wohnheim für Schüler aus den entlegeneren Kantonsgebieten. Zum Zeitpunkt als das Gebäude errichtet wurde, nahm die Kantonsschule Schüler aus insgesamt 150 Tälern Graubündens auf. Das Gebäude wurde auf dem steilen Gelände unterhalb der Strasse nach Arosa errichtet. In drei Trakte gegliedert und gestaffelt verschmilzt das Bauwerk aus der Fernsicht zu einem kohärenten Ensemble. Durch markante Vor- und Rücksprünge passen sich die einzelnen Baukörper dem Gelände an. Die abgetreppte Aufgliederung der Baumasse ist die Folge der steilen Hangneigung und der Vorschrift maximal 2 1/2-geschossig zu bauen. Dank der gelungenen Auflösung in einzelne Volumen steht das grosse Bauvolumen nicht in Konkurrenz zur nahe gelegenen Kathedrale und dem Bischofssitz. Die Hanglage erlaubt zudem eine optimale Ausrichtung nach Südwesten. Der Zugang zum Konvikt erfolgt für Anlieferungen und den motorisierten Verkehr von der Arosastrasse her auf der Ebene des neunten Stockwerks. Für Fussgänger ist das Gebäude im Parterre über den Haupteingang von der Alten Schanfiggerstrasse zugänglich. Die innere Erschliessung ist von zahlreichen Treppen geprägt, welche durch zwei Aufzugsanlagen ergänzt werden. Beide Aufzugsanlagen erschliessen das sechste Stockwerk, wodurch das Gebäude nach dem damaligen Standard als rollstuhlgängig galt. Das Konviktgebäude bietet Platz für rund 100 Schüler in Einzel- und Zweierzimmern. Zudem wurde die Planung auf eine Abwartfamilie und 12 angestellte Mitarbeiter ausgelegt. Die Zimmer der Schüler befinden sich im unteren und im mittleren Gebäudetrakt. Der rückwärtig verlaufende Korridor wird teilweise durch Oblichter belichtet und weitet sich örtlich zu Raumnischen für die kollektive Benutzung. In den beiden Wohntrakten befindet sich jeweils auf dem obersten Geschoss eine Terrassenwohnung für eine Vorsteherfamilie, welche für die Schüler im jeweiligen Trakt verantwortlich ist. Auf diese Weise wurden die Schüler nach Vorstellung des Architekten zu einer Art Grossfamilie gruppiert. Die beiden Gruppen verfügen zudem über je ein Krankenzimmer, Musikräume und eine Werkstatt. Bemerkenswert sind der hallenartige Aufenthaltsraum und der Essraum, welche in der Fassadengestaltung an der besonderen Fenstergliederung zu erkennen sind. Die beiden Speisesäle und die Küche des Konvikts befinden sich im obersten Gebäudetrakt. Darüber befinden sich nur noch Wohnungen des Abwarts und weiterer Angestellter. Die grosse Spielhalle der Schüler mit der vorgelagerten Dachterrasse befindet sich unter dem Speisesaal. Auf dieser Dachterrasse wurde ein Ballspielfeld von 12.0 x 24.0 Meter sowie Gartenbereiche eingerichtet. Im Gegensatz zur einheitlich in Sichtbeton gehaltenen Fassade kommen im Inneren unterschiedliche Materialien wie Naturholz als Wandverkleidungen, Klinkerböden und grober Verputz zur Anwendung.
Das Gebäude gehört zu den ikonischen Zeitzeugen der schweizerischen Nachkriegsmoderne und gilt als Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Dennoch wurde das Gebäude nicht unter Denkmalschutz gestellt. Im März 2016 wurde aufgrund des dringenden Sanierungsbedarfs ein Gesamtleistungswettbewerb ausgeschrieben. Den Wettbewerb konnte ein Team mit dem Architekten
Pablo Horváth und der Implenia Generalunternehmung für sich entscheiden. Nach offiziellen Stellungnahmen der Regierung überzeugte der Wettbewerbsvorschlag durch sensiblen und respektvollen Umgang mit der anspruchsvollen Bausubstanz. Die baulichen Eingriffe wurden soweit wie möglich eingeschränkt und minimiert. Die Sichtbetonoberflächen sollten nach einem speziellen Verfahren gereinigt und aufgehellt werden. Ebenso bestand die Absicht die Materialien des Innenausbaus zu bewahren. Mit thermischen und akustischen Massnahmen sollte das Gebäude den zeitgenössischen Anforderungen angepasst werden. Trotz der Bemühungen des Teams, die Bausubstanz so weit wie möglich zu bewahren traten der Heimatschutz und verschiedene Berufsverbände bald in Opposition zum Umbauprojekt. Währenddem der sorgsame Umgang mit der Sichtbetonfassade und der inneren Erschliessung gelobt wurde, zeigten sich die Opponenten unzufrieden mit dem kompletten Umbau der Bewohnerzimmer und dem Ersatz von Fenstern und Haustechnik. Gemäss den Kritikern würden die "Wohnzellen" von Otto Glaus in charakterlose Räume ohne Bezug zum übrigen Gebäude transformiert. In diesem Zusammenhang wurde eine konsequente denkmalpflegerische Haltung für das hochkarätige Baudenkmal gefordert. Dazu sollte das Gebäude nach Meinung der Kritiker unter Schutz gestellt, und der Umbau- und Sanierungsprozess nach einem denkmalpflegerischen Gesamtkonzept durch externe Fachleute begleitet werden.